«Warten, bis alle Räder stehen»
«Wie verhalte ich mich korrekt auf meinem Schulweg?». Die «Räupli» und «Schmetterlinge» vom Kindergarten Hörli wissen auf diese Frage nach der Verkehrsschulung durch Polizist Andreas Wäger bestens Bescheid.
Ganz aufmerksam sitzen 19 «Räupli» und «Schmetterlinge» vom Kindergarten Hörli im Kreis und kleben Andreas Wäger förmlich an den Lippen. An diesem regnerischen Vormittag steht Verkehrsschulung auf dem Programm. Bevor allerdings die kleinsten Verkehrsteilnehmer das sichere und korrekte Überqueren der Strassen üben, ist Theorie angesagt. Spielerisch vermittelt der Fachmann den Kindern die ersten Verhaltensregeln als Fussgänger.
Verkehrsteilnehmer-Memory
«Sehr wichtig ist, dass ihr immer wartet, bis die Autos beim Zebrastreifen komplett still stehen. Nur so könnt ihr sicher sein, dass euch der Fahrer gesehen hat und weiss, dass ihr über die Strasse möchtet», schärft der Polizist der Klasse mehrmals ein. Mittels Memory zeigt Andreas Wäger den Kindern auf, welche Vielzahl an Verkehrsteilnehmern es auf ihrem Kindergartenweg zu beachten gilt. So müssen die Kinder auf den Zug, Autos, Busse, Lastwagen, Velos oder Traktoren Ausschau halten. «Ihr solltet daran denken: Der Zug hat immer Vortritt. Sobald das Blinklicht leuchtet, müsst ihr warten bis der Zug vorbeigefahren ist!», betont der Verkehrspolizist mit Nachdruck.
Kommt gerade ein Zug?
Nachdem im warmen Zimmer auf einem ausrollbaren Muster-Zebrastreifen das sichere Neben- und Miteinander sämtlicher Verkehrsteilnehmer geübt wurde, heisst es für die «Hörli»-Kinder Regenkleidung anziehen und raus, zur Hauptstrasse hinunter. Dort erklärt Andreas Wäger nochmals Schritt für Schritt das korrekte Verhalten beim Strassenüberqueren. Als allererstes gilt es für die Teufner Kinder auf ihrem Schulweg Augen und Ohren zu spitzen, ob der Zug in der Nähe ist. Der Polizist macht deshalb die Kindergärtler auf die verschiedenen Lichtsignale der Appenzeller Bahnen aufmerksam. Ist diese Hürde geschafft, folgt die eigentliche Strassenüberquerung.
Geduld ist gefragt
Die Verkehrspolizisten der Regionalpolizei Mittelland führen jedes Jahr in den verschiedenen Kindergärten in Teufen und Speicher Schulungen durch und sensibilisieren die Kinder auf die übrigen Verkehrsteilnehmer. Für die Kinder gilt das bekannte «Warte, luege, lose, laufe» noch heute. Das «Warte» kann bei Verkehrsanfängern auch mal etwas länger dauern. Aus seiner Erfahrung weiss Andreas Wäger, dass viele Automobilisten nicht verstehen, dass Kinder etwas mehr Bedenkzeit benötigen, bis sie sich über die Strasse getrauen. «Dann werden die Autofahrer hibbelig und beschleunigen nach zu kurzer Zeit, was zu gefährlichen Situationen führen kann.» Auch vereinzelten Teufner Autofahrern ist diese Ungeduld anzumerken. Die Kinder lassen sich davon aber nicht beeindrucken und machen dem bfu-Slogan «Rad steht, Kind geht», alle Ehre. Aufmerksam halten sie Ausschau nach heranrollenden Autos oder Lastwagen und richten ihre Blicke abwechslungsweise nach links und rechts, während sie mit voller Konzentration den Zebrastreifen passieren.
Drei Regeln für Autofahrer
Um Missverständnisse am Fussgängerstreifen zu vermeiden, hier drei Regeln, die motorisierte Verkehrsteilnehmer unbedingt beachten sollten:
1. Etwa drei bis fünf Meter vor dem Fussgängerstreifen vollständig anhalten. Denn Kinder im Vorschul- und Unterstufenalter können noch keine Distanzen und Geschwindigkeiten einschätzen und wissen nicht, dass das Auto einen Bremsweg hat.
2. Keine Zeichen, weder Hand- noch Lichtzeichen, verwenden, da diese das Kind dazu verleiten können, die Fahrbahn zu betreten, ohne auf den restlichen Verkehr zu achten. Es ist wichtig, dass das Kind selber entscheidet, wann es den ersten Schritt tut.
3. Den Kindern unbedingt genügend Zeit einräumen. Besonders, wenn das Kind noch ganz am Anfang seiner Erfahrungen mit dem Verkehr steht, braucht es relative lange, um sich für das Überqueren der Strasse zu entscheiden.
Text und Bilder: Rosalie Manser