Thema «Tunnel» kommt nochmals an die Urne
Der Gemeinderat nimmt die Anliegen der Doppelspur-Gegner ernst: Am 17. Mai 2020 stimmen Teufnerinnen und Teufner über einen Projektierungskredit für eine Tunnelvariante Bahnhof - Stofel ab.
Die eigentliche Bombe am Orientierungsabend zur Standortbestimmung liess der dritte Referent platzen: Gemeindepräsident Reto Altherr betonte, dass er und die übrigen Gemeinderäte die Anliegen der Doppelspur-Gegner keineswegs auf die leichte Schulter nehmen. «Wir haben im Gremium entschieden, dass wir dem Stimmvolk einen fundierten Variantenvergleich zwischen Doppelspur und Tunnel unterbreiten möchten. Damit dies überhaupt möglich ist, hat der Gemeinderat beschlossen, dass die Teufnerinnen und Teufner am 17. Mai 2020 über einen Projektierungskredit zur Erarbeitung einer Tunnelvariante Bahnhof - Stofel abstimmen werden.»
Diskussionen ein für alle Mal beenden
Damit setzt der Gemeinderat ein wohl für viele Anwesende überraschend deutliches Zeichen. Es sollen nicht mehr länger Äpfel mit Birnen oder wie sich Reto Altherr ausdrückte «Projekte auf unterschiedlicher Konkretisierungsstufe» miteinander verglichen werden. Die Diskussionen über die Abstimmungen in der Vergangenheit sollen mit der Abstimmung vom 17. Mai 2020 ein für alle Mal beendet werden. «Was dann entschieden wird, dass muss dann gelten», richtete der Gemeindepräsident einen Appell an die Adresse des bis zum letzten Platz gefüllten Lindensaals. Nach diesem Abstimmungssonntag ist klar, ob eine Mehrheit der Bevölkerung möchte, dass die Doppelspur-Lösung weiterverfolgt oder ob die Ortsdurchfahrtsplanungen zurück auf Feld 1 gesetzt und ein Tunnelprojekt ausgearbeitet werden soll.
Dreieinhalb Jahre Planung für Tunnel
Das Stimmvolk hat am 17. Mai 2020 zu entscheiden, ob es einen Projektierungskredit für einen AB-Tunnel zwischen Bahnhof und Stofel sprechen möchte oder nicht. Die Planungskosten für diese Tunnelvariante werden sich laut Kostenschätzung der auf Tunnelbau spezialisierten «Amberg Engineering AG» auf zirka 3.3 Millionen Franken (exkl. MwSt.) belaufen. Bei einem Ja zum Tunnel-Planungskredit wird danach ein Auflageprojekt ausgearbeitet. Der Zeitbedarf hierfür beträgt voraussichtlich rund dreieinhalb Jahre.
Übergangsmassnahmen kosten 4 bis 5 Millionen
Es dürfe nicht vergessen werden, dass auch ein Tunnelbau seine Zeit braucht und lästige Beeindträchtigungen für die Dorfbevölkerung auslöst. «Ein Tunnelbau und auch der Rückbau der bestehenden Bahninfrastruktur erledigt sich nicht über Nacht durch Heinzelmännchen», insistierte Reto Altherr. «Es darf auch nicht ausser Acht gelassen werden, dass der Status Quo gesetzeswidrig ist. Wir müssten also bei einem Tunnel-Ja dennoch die aktuell vorhandenen Zugübergänge entlang der Dorfstrasse sichern und anschliessend wieder rückbauen», betonte Altherr weiter. Die Kosten für die besagten Übergangsmassnahmen (zirka 4-5 Mio. Franken) müsste die Gemeinde Teufen laut Auskunft des Bundesamtes für Verkehr (BAV) vollumfänglich aus eigener Tasche berappen.
Der Gemeindepräsident unterstrich seine Aussagen mit einem Auszug aus einem Schreiben des BAV vom 8. November 2019:
«Die Doppelspurvariante stellt somit aus der Sicht der Infrastruktur eine solide Lösung dar. Sie ist wesentlich kostengünstiger als die Tunnelvariante. Wenn die Gemeinde nun auf den Volksentscheid zurückkommen und trotzdem eine Tunnelvariante projektieren und letztlich auch verwirklichen möchte, führt dies nicht nur zu einer finanziellen Mehrbelastung, sondern auch zu einer zeitlichen Verzögerung bei der Sanierung der Ortsdurchfahrt. Dies führt zu verschiedenen unausweichlichen provisorischen Massnahmen zur Erlangung der Sicherheit (Sanierung der BUe und Massnahmen bei Fahrten gegen den Individualverkehr) und zur Umsetzung des BehiG an der Haltestelle Stafel. Die AB beziffert diese Massnahmen mit rund 4 bis 5 Mio. Franken. Wir weisen Sie hiermit darauf hin, dass auch diese provisorischen Massnahmen Mehrkosten darstellen, die letztlich durch die Gemeinde zu tragen sind. Ebenso lässt die Planung und Projektierung des Tunnels (ca. 4 Mio. CHF) eine Mitfinanzierung durch den Bund und die AB nicht zu.»
«Das letzte Wort dazu, ob der Bund uns die angekündigten Übergangskosten vollumfänglich aufbrummen kann, ist noch nicht gesprochen», betonte Reto Altherr.