Koexistenz statt Dominanz
Gemeinde, Appenzeller Bahnen (AB) und Kanton informierten am 18. Februar 2020 die Bevölkerung über den Planungsstand und das künftige Vorgehen bezüglich Doppelspur-Abstimmung. Im Weiteren wurde erstmals das Vorprojekt der neuen Dorfgestaltung präsentiert.
Nach wie vor ist geplant, dass das Teufner Stimmvolk am 17. Mai 2020 über einen Tunnelprojektierungskredit befinden soll. Gleichzeitig liegt das Auflageprojekt zur Doppelspur vor. Zeit also, um auf die brennenden Fragen, die betreffend Doppelspur und Dorfgestaltung an die Projektverantwortlichen immer wieder herangetragen werden, einzugehen: Wie ist der aktuelle Stand bezüglich IG Engpass-Initiative? Wie sicher kann sich der Langsamverkehr auf der Kantonsstrasse mit AB-Doppelspur bewegen? Wie sieht es mit dem Bauablauf und der -dauer aus? Wie werden die Kosten aufgeteilt? Gibt es mit der neuen Dorfgestaltung weniger Parkplätze im Zentrum und wie viele Fahrleitungs- und Beleuchtungsmasten sind neu notwendig? - Die Antworten zu diesen und anderen Fragen lieferten am 18. Februar die verschiedenen Projektverantwortlichen anlässlich eines öffentlichen Infoabends im Lindensaal.
Initiative gibt Takt vor
Gemeindepräsident Reto Altherr zeigte den aktuellen Stand und das weitere Vorgehen bezüglich der Initiative der IG Tüüfner Engpass auf. Die Initianten verlangen eine «Abstimmung über die Doppelspur Ortsdurchfahrt Teufen zwischen Stofel und Bahnhof». Eingereicht wurde diese am 20. Dezember 2019 mit insgesamt 850 Unterschriften, wovon 799 gültig sind. Der Gemeinderat hat daraufhin am 14. Januar 2020 das Zustandekommen der Initiative bestätigt. Zur Gemeinderatssitzung vom 27. Februar werden nun das Initiativkomitee sowie dessen Rechtsgutachter im Sinne der Gewährung des rechtlichen Gehörs eingeladen. Danach entscheidet sich, ob die Initiative für gültig oder ungültig erklärt wird. «Im weiteren Vorgehen sind also noch einige Fragen offen», räumte der Gemeindepräsident am Infoabend ein. Fakt ist: Die geplante Abstimmung vom 17. Mai 2020 über den Tunnel-Projektierungskredit würde auf unbestimmte Zeit vertagt, wenn nach dem Initiative-Entscheid Rechtsmittel ergriffen würden. Um aber dennoch für die Abstimmung vom 17. Mai 2020 vorbereitet zu sein, erarbeitet die Gemeindekanzlei momentan das entsprechende Edikt, das bis Ende März vom Gemeinderat verabschiedet werden muss.
Teufner Doppelspur ist kein Novum
Arthur Hitz, Projektleiter der neuen Ortsdurchfahrt Teufen (ODT), strich in seinem Informationsteil die Projektziele der ODT hervor, wie den dreigleisigen, gesetzeskonformen Bahnhof mit zeitgemässem Komfort, die Verbesserung der Situation bei der Bahnhofkreuzung oder die sicherere, gesetzeskonforme Bahnführung durchs Dorf. Parallel zu den Doppelspurbauarbeiten wird die Kantonsstrasse in Teufen rundumerneuert. Auch die Sanierung der Hangbrücke ist ein Teilprojekt der ODT, sowie die Schliessung der zwei Trottoirlücken beim Schützengarten und beim Dorf 18.
Mit Beispielen unterstrich Arthur Hitz, dass die vorgesehene Doppelspur keineswegs ein Novum, sondern andernorts seit Jahren zweckmässig und etabliert ist, wie beispielsweise in St. Gallen beim Spisertor.
Doppelspuren, die quer durch einen Kreisel verlaufen, existieren in der Schweiz bereits an verschiedenen Orten, wie hier beim Spisertor in St.Gallen.
Ein weiteres grosses Thema im Zusammenhang mit der ODT ist die Sicherheit. Arthur Hitz dazu: «Durch die Doppelspur werden die aktuellen und gefährlichen Gegenverkehrssituationen zwischen Bahn und Strassenverkehr bei der Dorfstrasse und beim Schützengarten eliminiert. Auch wird durch die Verlegung der Gleise in die Strassenmitte die Sicherheit bei den Bahnübergängen verbessert. Im Bereich Dorfplatz bis Stofel erhalten die Velofahrer nachweislich mehr Platz. Zudem beruhigt sich durch die Pulk-Führung der AB-Züge durchs Dorf, der motorisierte Verkehr, da er hinter den Tangos herfahren muss.»
Am Infoabend kamen auch die vorgesehenen Bauetappen zur Sprache. Diese Planung ist ein Balanceakt zwischen dem Ziel, die ODT in möglichst kurzer Zeit umzusetzen und gleichzeitig - wenn immer möglich - auf die Bedürfnisse des Gewerbes, der Anwohner sowie der Verkehrsteilnehmer einzugehen. Die vorgesehene Bauzeit wird insgesamt drei Jahre betragen. Während in den ersten beiden Jahren die Einschränkungen für Anstösser und Verkehrsteilnehmer sich im Rahmen halten werden, ist es unausweichlich, dass vor allem die Bauphasen in den letzten fünf Monaten den Bewohnern und Verkehrsteilnehmern einiges an Geduld abverlangen dürfte.
«Unaufgeregt und dennoch wirkungsvoll»
Erstmals konnte Gemeinderätin Pascale Sigg-Bischof das Vorprojekt der neuen Dorfgestaltung präsentieren. Diese Pläne liegen bereits seit rund einem Jahr vor. Eine entsprechende Abstimmung wäre auf den 19. Mai 2019 geplant gewesen, wurde aber aufgrund der Kostenentwicklung bei der ODT (Standortbestimmung) sistiert. «Was wir Ihnen heute zeigen, wird in der vorliegenden Form nur realisiert, wenn die Doppelspur gebaut wird. Bei einer Tunnelvariante bräuchte die Gestaltung eine Anpassung», betonte Pascale Sigg. Sascha Koller, Mitglied der Dorfgestaltungs-Arbeitsgruppe, ging anschliessend auf die Details ein. Mit wenigen Mitteln werde der zweigeteilte Dorfplatz in einen harmonischen Begegnungsraum verwandelt. «Die neue Dorfgestaltung ist unaufgeregt aber dennoch wirkungsvoll», so der Architekt. Die vorgesehene Sonnenterrasse bei der Bibliothek, mobile Sitzgelegenheiten und eine natürliche Begrünung sollen zum Verweilen einladen. Eine Knacknuss in der Planung war die Parkplatzsituation. «Es ist uns nach eingehenden Diskussionen innerhalb der Arbeitsgruppe gelungen, dass die Soll-Situation lediglich einen öffentlichen Parkplatz weniger aufweist, als der Status Quo», hielt Pascale Sigg fest.