Das Berner (Erfolgs-)Modell
Die Projektoberleitung der Teufner Ortsdurchfahrt hat sich bei der Planung der Doppelspur stark an den Leitsätzen des sogenannten "Berner Modells" orientiert. Bereits in den 90er-Jahren wurde diese damals neue Philosophie der Ortsdurchfahrtsplanung in Wabern bei Bern umgesetzt - mit Erfolg.
Die neue Ortsdurchfahrt durch Teufen mit einer Bahn-Doppelspur soll eine höhere Verkehrssicherheit erzielen, den Verkehr beruhigen und mehr Platz für Fussgänger und Velofahrer generieren. Was für manche Teufnerinnen und Teufner zu schön klingt, um wahr zu sein, wurde andernorts bereits erfolgreich umgesetzt. Ein konkretes Beispiel ist die Seftigenstrasse in Wabern bei Bern.
Hüben wie drüben die ähnliche Erwartungen
Auch die Sanierung und Umgestaltung der Seftigenstrasse war im Vorfeld mit hohen Erwartungen verbunden. Auf besagter Hauptstrasse teilen sich Tram- und Buslinie, Fussgänger, Velofahrer sowie täglich 20 000 Autos und LKWs den Strassenraum. Ähnlich wie in Teufen standen bei der Neugestaltung Ziele im Fokus wie die Schaffung von besseren Bedingungen für Fussgänger und Velofahrer, ein attraktiveres Umfeld für Läden und Gewerbe sowie mehr Lebensqualität für die angrenzenden Quartiere. Die einen wollten am liebsten eine vierspurige Hochleistungsstrasse, um Wabern schneller zu durchfahren; LadenbesitzerInnen legten Wert auf möglichst viele Parkplätze, Fussgänger bevorzugten eine Strasse mit möglichst wenig Autos und lärmgeplagte AnwohnerInnen hätten am liebsten gar keine Strasse und nur eine schmale Zufahrt zu ihrem Haus gehabt. Kurz – die Zufriedenheit mit einer Strasse ist wohl nie uneingeschränkt zu erreichen. Umso erstaunlicher ist das Fazit nach der Sanierung der Seftigenstrasse. Nach einem intensiven Planungs- und Realisierungsprozess unter starkem Einbezug und Unterstützung von Bevölkerung und Gewerbe, sowie einer siebenwöchigen Intensivbauphase, ist an der sanierten Seftigenstrasse längst der normale Alltag eingezogen. Und eine detaillierte Erfolgskontrolle zeigt: Die Sanierung und Umgestaltung der Seftigenstrasse, anhand des sogenannten «Berner Modells», hat die gesetzten Ziele nachweisbar erreicht.
Aufhebung Tramtrassee und ein neuer Kreisel
Aus verschiedenen Projektvarianten wurde in Wabern die Variante mit Zusammenlegung von Tramtrasse und der Fahrspur für den motorisierten Individualverkehr (MIV) ausgewählt. Damit verknüpft waren Massnahmen zur Strassenraumgestaltung sowie zur Förderung des Langsamverkehrs. Wie auch in Teufen geplant ist, wurde bei der Seftigenstrasse ein neuer Kreisel eingebaut. Eine Ampel sichert die Tramdurchfahrt beim Kreisel. Mittels einer Lichtsignalanlage kann zudem der Individualverkehr dosiert werden. Zum Gestaltungskonzept gehörten mitunter variable Trottoirränder, Baumpflanzungen, Poller für Parkfeldbegrenzungen, Leuchtmasten, die Kreisel- und Haltestellengestaltung oder ein neu gestalteter Velounterstand.
Weniger Tempo und dennoch schneller
Eine detaillierte Erfolgskontrolle hat gezeigt: es funktioniert! Dem Individualverkehr und dem Trambetrieb sind aus der Umgestaltung der Seftigenstrasse keine Nachteile erwachsen. Die gesunkenen Durchschnittsgeschwindigkeiten (neu 28.5 km/h - vorher 31 km/h) werden durch kürzere Stillstandszeiten kompensiert. Die Wartezeiten der Fahrzeuge, die aus dem Quartier in die Seftigenstrasse einmünden wollen, sind deutlich zurückgegangen. Insgesamt wurden die Verkehrsströme auf der Seftigenstrasse also flüssiger.
Hauptgewinner: Langsamverkehr
Vor der Sanierung war die Seftigenstrasse für die Radfahrer, auf der täglich 20 000 Autos und Lastwagen verkehren, ein gefährliches Pflaster und wurde mittels Quartierstrassen umfahren. Messungen zeigen, dass nach der Sanierung der Radverkehr um 56 Prozent zugenommen hat. Dies illustriert eindrücklich, wieviel sicherer und attraktiver die Strasse für den Langsamverkehr geworden ist. Das Befahren der Trottoirs, das früher gang und gäbe war, findet heute fast nur noch auf den markierten Mischflächen beim Dorfzentrum und den Tramhaltestellen statt und bietet laut Erfolgskontrolle wenig Konflikte.