Alpaufzug im Ruckhaldetunnel
Der Graffiti-Künstler Pirmin Breu sprayt im Auftrag der Appenzeller Bahnen (AB) den grössten Alpaufzug der Welt an die Wände des Ruckhaldetunnels.
Ein 700 Meter langer Alpaufzug, der von St. Gallen Richtung Appenzellerland geht, entsteht momentan im neuen Ruckhaldetunnel. Pirmin Breu - bekannt für seinen «Alp-auf-Zug» - ist seit rund einem Jahr mit der Projektplanung beschäftigt. Rund 250 Figuren wird der Graffiti-Künstler mit Oberegger Wurzeln innerhalb von drei Wochen mittels Schablonen an die Wände des Tunnels sprayen. Den Alpaufzug führen die Ziegen an und die Nachhut obliegt dem Bläss.
Pirmin Breu geht mit seiner Kunst am Bau zurück zu den Ursprüngen der Graffitis. Schliesslich wurden die ersten ihrer Art im Alten Ägypten an Felsen, Tempeln und in Höhlen entdeckt. Breu lädt nun die AB-Fahrgäste im Ruckhaldetunnel dazu ein, seine moderne Graffiti-Kunst immer wieder von neuem zu entdecken. «Wenn sich die Fahrgäste nahe an die Tango-Scheiben neigen, werden sie den Alpaufzug im Schein der Innenbeleuchtung entdecken.»
Bevor Pirmin Breu mit der eigentlichen Arbeit im Ruckhaldetunnel loslegen konnte, ging eine längere Testphase voraus. Schliesslich beeinflussen verschiedene Faktoren das Gelingen: Die Grösse der Figuren, die Geschwindigkeit des durchfahrenden Zuges, die zwei unterschiedlichen Fenstergrössen der Tango-Züge, die Lichtverhältnisse oder die zeitliche Abstimmung mit den Bauarbeiten im Tunnel.
Mit Spraydosen, Entwürfen und Ideen ausgerüstet, tüftelte der Aargauer aus, wie er Tiere und Menschen am besten auf die Tunnelwand bringen konnte. Die Sujets sollten nicht zu dominant und zu grell wirken, sondern fast schon im Verborgenen liegen. Die Kartonschablonen hat Pirmin Breu speziell mit Öl behandelt, damit sie im feuchten Tunnelklima ihre Form nicht verlieren. Nachdem die optimalen Abstände der Kühe, Geissen oder Ferkel definiert ist, reinigt der Künstler die betreffende Wandstelle und platziert die Schablone. Mittels schwarzer Farbe werden die Schablonen satt besprayt. Breu rechnet damit, dass er rund hundert Spraydosen für die insgesamt 250 Figuren benötigen wird.
Die Sujets bestehen aus reduzierten Linien. Mittels Air Brush-Verfahren trägt Pirmin Breu mit weisser Farbe Schattierungen auf, die einen 3D-Effekt auslösen. «Schliesslich sollen sich die Fahrgäste nicht einfach im Sessel zurücklehnen und berieseln lassen. Mein Wunsch ist es, dass sie sich anstatt dessen mit jeder Fahrt auf eine Reise begeben, während der sie etwas Neues entdecken können, wenn sie möchten.»
Mit Alpaufzügen beschäftigt sich der 46-Jährige seit 15 Jahren. Während seinen vielen Reisen merkte Pirmin Breu, wie er sich immer stärker für seine eigenen (Appenzeller) Wurzeln zu interessieren begann. Künstlerisch verarbeitet hat Pirmin Breu seine Eindrücke in seinen Alpaufzügen. «Sie enthalten sowohl Heimat als auch das, was ich auf meinen Reisen gesehen habe», hält er fest. Vor einigen Jahren hat Breu für die Appenzeller Bahnen bereits einen Zugwagen mit einem Alpaufzug besprayt. Der in sich stimmige Titel dieses Werkes: «Alp-auf-Zug». Der Alpaufzug im Ruckhaldetunnel wird wahrscheinlich die letzte grosse Arbeit zu diesem Thema sein. «Es wird der längste handgemalte Alpaufzug, den es gibt. Aber vielleicht entsteht ja auf der gegenüberliegenden Tunnelwand noch ein Alpabzug», sagt Breu anlässlich der Medienorientierung mit schelmischem Seitenblick zu AB-Direktor Thomas Baumgartner hin.