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Wie funktioniert so eine Gleisverlegung?

Spezialisten der Appenzeller Bahnen erklären, wie viel Material und welche Arbeitsschritte nötig sind, damit ab Oktober 2018 im Gebiet Lustmühle-Ruckhalde auf neuen Schienen «Tango» gefahren werden kann.

Im Moment laufen die Arbeiten auf dem Streckenabschnitt Lustmühle-Ruckhalde auf Hochtouren. Schliesslich wird ab Oktober 2018 auf neuen Schienen «Tango» gefahren. Michael Bolt, Leiter Fahrbahn/Baudienst bei den Appenzeller Bahnen (AB) und Emil Zogg, AB-Ausführungsprojektleiter Fahrbahn, geben einen Einblick, was an Material und Manpower von Nöten ist, bis im Herbst alles einwandfrei rollt.

Wie viele Gleise, Schwellen und Weichen werden in diesen Tagen und Wochen im Bereich Lustmühle-Ruckhalde verlegt?
Gleismeter: 2830 Meter
Schienen: 5660 Meter oder 260 Tonnen
Schwellen: 4700 Stück
Weichen: 3 Stück
Schotter: 6200 Tonnen

Von wo stammt das Material?
Die Schienen werden bei der Vöstalpine AG in Linz bezogen. Die Schwellen liefert die Vigier Rail AG aus dem bernischen Müntschemier und der Schotter stammt aus dem Vorarlbergischen.

Welche Voraussetzungen muss das Material erfüllen?
1) Der Unterbau (Fundation) muss nach den heutigen Normen gebaut werden.
2) Das Material muss in der korrekten geometrischen Lage liegen.
3) Die Vorgaben vom Bundesamt für Verkehr (BAV) müssen in allen Belangen strikte eingehalten werden.
4) Das Material muss die vorgeschriebenen Qualitätsansprüche im Bahnbau erfüllen.

Ist irgendetwas an den Gleisen (oder am übrigen Baumaterial) für diesen Streckenabschnitt speziell?
Vor aussergewöhnliche Herausforderungen wird das Material vor allem im Ruckhalde-Tunnel gestellt. Hier fahren die «Tango»-Züge mit 8 Prozent Steigung - ohne Zahnstangenbetrieb. Dafür mussten die AB eine spezielle Bewilligung vom BAV einholen, inklusive diversen sicherheitsrelevanten Abklärungen. Zusätzlich wird der Tunnelabschnitt mit einer festen Fahrbahn gebaut.

Was für Arbeitsschritte sind für die Gleisverlegung im Gebiet Lustmühle-Ruckhalde nötig?
1) Die alten Schienen und der Schotter werden entfernt und entsorgt.
2) Anschliessend kommen die Tiefbauarbeiter zum Zug. So wurde eine neue Gleisentwässerung und Fundation eingebaut.
3) Sobald die Vorschotterung (25 Zentimeter hohe Schicht) eingebaut ist, werden die Betonschwellen in einen Abstand von 60 Zentimetern verlegt.
4) Danach werden die Schienen auf die Schwellen gezogen und befestigt.
5) Die Schienenstösse werden verlascht (Fixierung der Schienen mit Schrauben und Stahlplatten im Schienensteg).
6) Der restliche Schotter wird aufgefüllt. So kann der Gleisrost mittels Stopfarbeiten gerichtet werden.
7) Anschliessend werden die 36 Meter langen Schienenelemente zusammen geschweisst (aluminothermisches Schweissverfahren).
8) Im Anschluss wird die zweite Stopfung und die Planierung des Schotters durchgeführt.
9) Jetzt kommt das sogenannte «Neutralisieren»: Die Schienen werden auf ca. 27°C angewärmt (= richtige Länge). Mit diesem Arbeitsschritt wird die Differenz zwischen Schienenbruch im Winter und Gleisverwerfung im Sommer ausgeglichen.
10) Danach werden die Schienen verschraubt und die noch offenen Stösse (ca. 100 Meter) verschweisst.
11) Zu einem späteren Zeitpunkt werden die Schienen noch geschliffen und nach einem Jahr wird der Gleisrost nochmals durch Stopfarbeiten gerichtet und der Schotter planiert.

Wie sieht der Zeitplan für die Gleisverlegung Lustmühle-Ruckhalde aus?
Seit Anfang April (Einstellung Bahnbetrieb) wird hier mit Hochdruck gearbeitet. Anfang September müssen die Bau- und Gleisbauunternehmer alle Arbeiten fertiggestellt haben, damit anschliessend die AB Testfahrten mit dem neuen Rollmaterial durchführen können. Der Zugverkehr wird im Oktober 2018 wieder aufgenommen.