«Marschhalt ist unverantwortbar»
Die Bevölkerung auf denselben Wissensstand bezüglich Ortsdurchfahrt Teufen zu setzen war das Hauptziel der öffentlichen Orientierung vom 17. Januar.
Indes wurden einmal mehr Stimmen laut, dass ein Marschhalt, eine Kosten-Nutzen-Analyse und ein drittes Mal über eine Tunnellösung abgestimmt werden solle. Sowohl Thomas Baumgartner, Direktor der Appenzeller Bahnen (AB), als auch Regierungsrat Dölf Biasotto insistierten vehement gegen diese Ansinnen. «Die Realisierung der Ortsdurchfahrt wird wild und geht nicht ohne massive Einschränkungen. Da gibt es nichts schönzureden. Alle Verantwortlichen versuchen aber nach Kräften, dass die Bauphasen schnell und mit möglichst geringen Einschränkungen über die Bühne gehen werden», betonte Gesamtprojektleiter Arthur Hitz anlässlich der Orientierungsversammlung.
Gemeinsamer Nenner für verschiedenste Bedürfnisse
«Die Appenzeller Bahnen, der Kanton Appenzell Ausserrhoden und die Gemeinde Teufen orientieren über den Stand der Arbeiten bezüglich Ortsdurchfahrt sowie die Bau- und Kostenplanungen aus heutiger Sicht.» - So lautete sinngemäss das erklärte Ziel der öffentlichen Informationsveranstaltung vom 17. Januar. Thomas Baumgartner, Direktor der AB, holte zu Beginn des Abends den Anwesenden in Erinnerung, wie komplex die verschiedenen Verantwortlichkeiten und Bedürfnisse bei der Realisierung der neuen Ortsdurchfahrt sind. Während der Bund als Plangenehmigungs- und Aufsichtsbehörde fungiert und den Löwenanteil der finanziellen Mittel gesprochen hat, Projektieren, Bauen und Betreiben die AB im Auftrag von Bund und Kanton den Bahnbetrieb durch Teufen. Die Hauptaufgabe der Gemeinde bei der Ortsdurchfahrt ist die Realisierung einer attraktiven Dorfgestaltung und einer sicheren Infrastruktur für Fussgänger und Radfahrer. Um letzterer Verpflichtung gerecht zu werden, macht sich die Gemeinde Teufen für die Realisierung des östlichen Fussgängerzugangs beim Bahnhof stark und hat gegen den ablehnenden Entscheid des Bundesamtes für Verkehr (BAV) Einsprache erhoben.
Frühling 2019: Einreichung Doppelspur-Gesuch
Währenddessen gehen die AB davon aus, dass sie kommenden Frühling (April/Mai) das Plangenehmigungsgesuch für die Doppelspur beim Bund einreichen können. «Den Teufner Ist-Zustand mit einer Einspur-Linienführung über weitere Jahre und Jahrzehnte fortzuführen, ist keine Option. Um die Sicherheitsbestimmungen erfüllen zu können, wäre bei zahlreichen Einfahrten entlang der Hauptstrasse der Bau von Sicherheitsschranken zwingend. Und um den Viertelstundentakt zu gewährleisten, müssten unsere Züge im Steigbach kreuzen, was für den Individualverkehr zu massiven Wartezeiten auf der Strecke Bahnhof Teufen und Steigbach führen würde», insistierte Baumgartner an die Adresse der Ortsdurchfahrtskritiker.
Die grosse Knacknuss namens Verkehrsumleitungen
Gesamtprojektleiter Arthur Hitz ging in seinen Ausführungen auf das Teilprojekt «Dorfzentrum-Stofel» ein. «Die geplanten Bauvorhaben wie beispielsweise die neue Stofel-Haltestelle, Ersatzparkplätze im Stofel oder die neue Hangbrücke sind sicher herausfordernd. Die eigentliche Knacknuss ist aber die Verkehrsführung während der verschiedenen Bauphasen», so Arthur Hitz. In Teufen fehlt eine Parallelstrasse, auf die der Individualverkehr umgeleitet werden kann, wenn auf der Hauptstrasse schweres Baumaschinengeschütz auffahren wird. «Das macht das Ganze sehr komplex und wir haben in der Planungsphase noch manchen Gordischen Knoten zu lösen», liess der Gesamtprojektleiter die Teufner Bevölkerung wissen.
Anspruchsvolle Landverhandlungen
Im Weiteren informierte Arthur Hitz darüber, dass das Haus «Elektro Nef» an der Hauptstrasse 5 zugunsten von mehr Raum für den Langsamverkehr und der Doppelspur, voraussichtlich um 5,5 Meter von der Strasse wegverschoben werden soll. «Momentan führen wir intensive Gespräche mit den 52 direkt betroffenen Liegenschaftseigentümern zwischen Stofel und Bahnhof», so Hitz. Wenn die Landverhandlungen gütlich und schnell verlaufen, sollte die Einreichung des Plangenehmigungsverfahrens für das Teilprojekt «Dorfzentrum-Stofel» vor den Sommerferien möglich sein. Die happigste Bauphase wird laut heutigen Prognosen vom Gesamtprojektleiter im Jahr 2023 Realität. Dann wird die AB eine fünfmonatige Totalsperre mit Busersatz durchführen. Arthur Hitz beschwichtigte an der Orientierung vom 17. Januar: «Wir werden nie eine einzige, 1,2 Kilometer lange, Baustelle installieren, sondern abschnittsweise an der Realisierung der Ortsdurchfahrt arbeiten. Es wird trotz dieser Bemühungen und Massnahmen wild werden. Da gibt es nichts zu beschönigen. Wir versuchen aber unser Möglichstes, damit die Einschränkungen für jeden Einzelnen so gering wie nur irgendwie möglich sein werden.»
Und immer wieder die Tunneldiskussion
Im letzten Teil des Orientierungsabends nutzten bekannte Kritikerstimmen die Gelegenheit, um ihren Unmut über die geplanten Bauarbeiten öffentlich kundzutun. Gewerbevertreter und Kantonsrat Urs Alder forderte einen Marschhalt und eine Kosten-Nutzen-Analyse der Doppelspur. Welches konkrete Ziel dieser Marschhalt verfolgen soll, liess Alder indes offen. Auch der Wunsch nach einer erneuten (dritten) Tunnelabstimmung wurde geäussert und Bedenken wurden laut, dass die Bauarbeiten für die neue Ortsdurchfahrt das Teufner Gewerbe ausbluten werde. Sowohl Thomas Baumgartner als auch Regierungsrat Dölf Biasotto insistierten vehement gegen all diese Ansinnen. «Das Teufner Stimmvolk hat sich zweimal deutlich gegen eine Tunnellösung und für die Doppelspur ausgesprochen. Die betreffenden Gelder von Bund und Kanton stehen bereit. Jetzt gilt es gemeinsam nach vorne und nicht immer wieder nach hinten zu blicken», entgegnete Dölf Biasotto den Skeptikern im Lindensaal.
Text und Bilder: Rosalie Manser