«Die Totalsperre lief optimal»
Beat Senti, Projektleiter Infrastruktur bei den Appenzeller Bahnen (AB), zieht ein positives Fazit zum Verlauf der vierwöchigen Intensiv-Bauphase beim Bahnhof Teufen.
Die Totalsperre der Appenzeller Bahnen (AB) zwischen Appenzell und St. Gallen wurde aufgrund der Corona-Schutzmassnahmen um eine Woche verlängert bzw. vorverlegt. Hat diese Massnahme ausgereicht, um mit den Arbeiten planmässig fertig zu werden?
Beat Senti: Das Programm wäre auch ohne Covid 19-Vorschriften sehr sportlich gewesen. Hätten wir die Totalsperre nicht um eine Woche verlängert, wäre das ganze Unterfangen mit Einbezug der Vorschriften wohl zum Rohrkrepierer geworden. So aber konnten wir, trotz der Umsetzung der zusätzlichen Schutzmassnahmen, unseren eng getakteten Zeitplan einhalten. Wir mussten in kleineren Gruppen von drei bis sieben Personen arbeiten, Pausen etappenweise machen und in mehr Schichten arbeiten als ursprünglich geplant. Und dennoch ging alles auf. Dank des anfangs guten Wetters, konnten wir sogar Arbeiten vorziehen, die erst nach der Totalsperre geplant waren.
Was waren das konkret für Arbeiten, die vorgezogen wurden?
Zum einen konnten wir bereits das Gleis 1 vollständig ausbauen. Gleich unterhalb des ehemaligen Gleis 1, unmittelbar bei der Aussenmauer des Bahnhofgebäudes, haben wir eine Retentionsanlage eingebaut. Dank dieses Beckens kann bei starken Niederschlägen Wasser zwischengespeichert und später dosiert in den Katzenbach abgeleitet werden.
Und was wurde sonst noch beim Bahnhof Teufen während der Totalsperre realisiert?
Die augenfälligste Änderung ist sicher das überdachte Mittelperron zwischen dem neu verlaufenden Gleis 2 und dem zusätzlichen Gleis 3. Zudem sorgt bei der Bahnhofkreuzung eine Lichtsignalanlage für mehr Sicherheit und Klarheit bei der Vortrittsregelung. Im Weiteren haben wir ein neues Stellwerk erfolgreich in Betrieb genommen, sowie sämtliche Weichen beim Bahnhof erneuert. Auch die Bahnübergänge zwischen Bahnhof und Linde sind neu oder umgebaut worden. Zudem wurden die Fahrleitungen komplett neu gebaut und das Mittelperron und dessen Zugang erstrahlt in neuem Licht.
Liefen sämtliche Arbeiten während der Totalsperre zwischen Appenzell und St.Gallen optimal?
Die Tiefbau- und Gleisarbeiten liefen wie geplant. Die Mitarbeiter haben eine grosse Leistung vollbracht, sodass all diese Arbeiten pünktlich abgeschlossen werden konnten.
Das Wetter hat uns in den ersten zwei Wochen des Umbaus einen Vorteil verschafft. In der zweiten Hälfte der Totalsperrung hat das regnerische Wetter die Arbeiten insbesondere am Perrondach eingeschränkt.
Die Totalsperre ist vorbei und dennoch sind aktuell auf dem Bahnhofareal zahlreiche Bauarbeiter auszumachen. Welche Projekte stehen nun noch an?
In den kommenden Wochen beschäftigt uns vor allem die Neuverlegung des Gleis 1 inklusive neuem Hausperron. Aber auch Feinarbeiten stehen an. So optimieren wir beispielsweise die Schliesszeiten bei den diversen Schranken. Zudem werden in den nächsten Wochen diverse Arbeiten am Mittelperron fertiggestellt. Diese können problemlos unter Betrieb und ohne Gefahr für unsere Kunden ausgeführt werden.
Zusätzlich entsteht entlang der Raiffeisenbank und den Gleisen ein neuer Fussweg in Richtung SGZ.
Das Gleis 1 muss noch neu verlegt werden. Ab wann verkehren die Tangos im Bahnhof Teufen auf allen drei Gleisen?
Sobald das Gleis 1 verlegt ist, fallen die Leerfahrten zur Haltestelle Steigbach weg, weil dann beim Bahnhof Teufen die Tangos im Viertelstundentakt problemlos einander kreuzen können. Dies sollte in der zweiten Hälfte der Schulsommerferien der Fall sein. Im selben Zeitrahmen wird dann auch der neue Fussgängerweg entlang des östlichen Bahnhofareals freigegeben.
Hatten Sie keine Bedenken eine Intensiv-Bauphase während der Lockdown-Phase durchzuziehen?
Meine grösste Befürchtung, dass während der Intensiv-Bauphase in einer oder mehreren Baugruppen ein Covid 19-Fall auftreten könnte, ist Gottlob nicht eingetreten. Die Totalsperre während des Lockdowns verlief für uns dank des Wetterglücks und des immensen Einsatzes aller Beteiligten, durchwegs optimal.
Dann stand eine Verschiebung der Totalsperre aufgrund der Corona-Pandemie nie zur Diskussion?
Doch, wir zogen auch eine komplette Verschiebung in Erwägung. Dass wir davon absahen, ist vor allem der Tatsache geschuldet, dass die Firma Siemens, die für das neue Stellwerk und dessen Prüfung verantwortlich zeichnet, erst wieder in etwa zwei Jahren zur Verfügung gestanden wäre.
Zeitgleich mit der Aufhebung der Totalsperre wurde am 11. Mai der AB-Fahrplan wieder hochgefahren. Ging dies problemlos über die Bühne?
Wir haben beobachtet, dass bereits in den vergangenen zwei, drei Wochen die Kundenströme zwischen Appenzell und St. Gallen kontinuierlich grösser wurden. Die Rückkehr zum Halbstundentakt auf den AB-Hauptlinien kam also genau zum richtigen Zeitpunkt, damit wir der steigenden Nachfrage gerecht werden konnten. So kam es auch am 11. Mai in den Tangos nicht zu Engpässen. Ab dem 8. Juni 2020 planen wir, den üblichen Fahrplan mit den Verbindungen im Viertelstundentakt wieder anzubieten.