Alles für einen genauen Fahrplan
Auf der AB-Strecke Teufen-St.Gallen tut sich momentan einiges: Es werden Gleise über eine Länge von 3,6 Kilometern und vier Weichen neu verlegt. - Ein Augenschein im Bereich Lustmühle zusammen mit Stefan Dörig, AB-Projektleiter Infrastruktur.
Es riecht nach Schotter und Asphalt an diesem Aprilmorgen bei der Haltestelle Lustmühle. Unermüdlich reissen Gleisbauer mit Hilfe von schwerem Geschütz Schienen aus ihren Verankerungen. Fahrleitungen sucht man an dieser Stelle vergebens. Sie wurden bereits demontiert.
Stefan Dörig, ETH-Ingenieur und seit 2013 Projektleiter Infrastruktur bei den Appenzeller Bahnen, ist höchstzufrieden mit dem bisherigen Verlauf der Bauarbeiten in diesem Teilabschnitt. Von April bis November 2017 wurde hier unter Bahnbetrieb an den Stützmauern, dem Damm und dem Feldwaldbachprojekt, für die Verlängerung der Kreuzungsstelle Lustmühle, gearbeitet.
Eine bestehende Stützmauer auf der Höhe Stäheliweg wurde um anderthalb Meter bergwärts versetzt. Dadurch ist Platz für ein zweites Gleis und einen grösseren Abstand der Schienen zur Hauptstrasse frei geworden.
Im Sommer 2017 wurde der Feldwaldbach im unteren Bereich offengelegt und im oberen Teil bergwärts versetzt. Gleichzeitig wurde die gemeindeeigene Schmutzwasserleitung mit einer neuen Bachunterquerung verlegt. Das Bachprojekt kostete die Appenzeller Bahnen rund 300 000 Franken und den Kanton rund 900 000 Franken. So ist genügend Platz entstanden, damit sich in diesem Abschnitt ab 7. Oktober 2018 die neuen 2.4-Meter breiten Tango-Züge problemlos kreuzen können.
Damit schon bald die Schienen und Schwellen für das neue, zweite Bahntrassee montiert werden können, haben die Bauarbeiter die nötige Dammschüttung im Sommer 2017 ausgeführt. «In der Zwischenzeit hat sich die Schüttung soweit gesetzt, dass keine grossen Einsenkungen mehr zu erwarten sind. Somit ist diese vorbereitete Unterlage bereit, damit in den nächsten Wochen eine 30 Zentimeter hohe Kiessandschicht eingewalzt und darüber der Schotter und die Betonschwellen eingebaut werden können», weiss Stefan Dörig.
Weshalb muss die Kreuzungsstelle überhaupt Richtung Teufen um 400 Meter verlängert werden? «Bis dato konnten die Zugkompositionen nur bei der Haltestelle kreuzen. Neu ist dies bereits vor, beziehungsweis nach der Haltestelle Lustmühle möglich. Nach der Inbetriebnahme der Neubaustrecke erfolgt die Kreuzung der Fahrzeuge im Normalfall nicht mehr an der Liebegg sondern in der Lustmühle. Mit der verlängerten Kreuzungsstelle erhält die Betriebszentrale die Möglichkeit, die Kreuzungen an der Lustmühle flexibler zu steuern. Damit kann die Fahrplanstabilität wesentlich verbessert werden», erklärt Stefan Dörig.
Neben den Fahrleitungen und den 3,6 Gleiskilometern müssen in den nächsten Wochen auf der Strecke Teufen-St.Gallen einige neue Weichen eingebaut werden. «Dies ist notwendig, weil die Geometrie der Weichen exakt dem festgesetzten Standort und der Gleistrassierung angepasst werden muss», erläutert der AB-Projektleiter Infrastruktur. So eine Weiche ist nicht ganz billig: 150 000 Franken kostet ein Exemplar. Die in der Lustmühle nicht mehr benötigte rund zehnjährige Weiche 2 kann zum Glück beim AB-Bahnhof in St.Gallen ihren Zweck weiterhin erfüllen.
Auch die Haltestelle Lustmühle selbst erhält ein neues Gesicht. Das bisherige, zu schmale Mittelperron mit zwei Haltekanten, wird ersetzt durch zwei neue, auf 32 Zentimeter erhöhte Perrons mit einer Länge von 50 Metern. Die beiden bisherigen Gleisübergänge sind ab Oktober 2018 Geschichte und werden ersetzt durch einen neuen Zugang zum Zwischenperron mit behindertengerechten Rampen. Für den Haltestellen-Umbau benötigen die Appenzeller Bahnen rund 250 Quadratmeter Bodenfläche der Gemeinde Teufen.
Ab Februar 2019 werden in der Lustmühle die 52 Meter langen Tango-Züge im Viertelstundentakt auf einer Spur Richtung St.Gallen und auf der zweiten Richtung Teufen fahren. Bis es soweit ist, gibt es für die Gleisarbeiter und den Projektverantwortlichen Stefan Dörig noch einiges zu tun.